Die psychische Gesundheit ist ein entscheidender Bestandteil unseres Wohlbefindens. In den letzten Jahren hat sich das Bewusstsein für psychische Gesundheit und die Bedeutung ihrer Pflege erheblich erhöht. In diesem Kontext gewinnt die Psychoedukation immer mehr an Bedeutung. Doch was sind die konkreten Ziele dieser psychotherapeutischen Methode? In diesem Artikel werden wir uns ausführlich mit den Zielen der Psychoedukation befassen.
Was ist Psychoedukation?
Die Psychoedukation ist eine in der Psychotherapie eingesetzte Maßnahme. Hierbei wird der/die Patient:in aktiv in den Wissenserwerb und den Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen einbezogen, um zu einem Experten in Bezug auf die eigene Erkrankung zu werden. Unter dem Leitsatz "Wissen bedeutet Macht" wird besonders betont, dass ein tiefgreifendes Verständnis der eigenen psychischen Gesundheit der erste Schritt zur Verbesserung ist. Dabei werden wissenschaftliche Erkenntnisse mit praxisorientierten Bewältigungsstrategien kombiniert, um Patient:innen dabei zu helfen, ihre psychischen Herausforderungen effektiver zu bewältigen.
Die Ziele der Psychoedukation
93% der Betroffenen psychischer Krankheiten wünschen sich mehr Aufklärung von ihren Therapeut:innen, und nur ca. 10% fühlen sich ausreichend informiert (Katschnig et al. 1997). Fast alle Patient:innen und Angehörige empfinden durch eine psychische Krankheit eine starke emotionale Belastung und wünschen sich mehr Unterstützung bei der Bewältigung dieser Belastungen. Die Psychoedukation verfolgt eine Vielzahl von Zielen, die dazu beitragen, das Verständnis für psychische Gesundheitsprobleme zu fördern und Betroffenen sowie ihren Angehörigen zu helfen. Mit psychoedukativen Verfahren gelingt es sehr effizient, Informationen über die Krankheit und ihre Behandlung zu vermitteln und den Teilnehmer:innen dabei zu helfen, mit den krankheitsbedingten Belastungen besser fertig zu werden.
Hier sind die Hauptziele im Detail:
1. Wissensvermittlung
Ein Hauptziel der Psychoedukation ist die Vermittlung von Wissen über psychische Krankheiten. Dies beinhaltet Aufklärung über Ursachen, Symptome, Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten. Durch dieses Verständnis können Betroffene die Natur ihrer Erkrankung besser erfassen.
2. Stigmatisierung reduzieren
Ein weiteres wichtiges Ziel besteht darin, Stigmatisierung und Vorurteile im Zusammenhang mit psychischen Gesundheitsproblemen abzubauen. Menschen, die an einer psychischen Störung leiden, sind oft mit Missverständnissen und Diskriminierung konfrontiert. Die Psychoedukation zielt darauf ab, diese Vorurteile zu bekämpfen und die Gesellschaft für die Bedürfnisse der Betroffenen zu sensibilisieren.
3. Selbstmanagement fördern
Die Psychoedukation befähigt Menschen zum Erlernen von Bewältigungsstrategien und effektiven Selbstmanagement-Fähigkeiten. Es wird vermittelt, wie mit stressigen Situationen umgegangen werden kann und welche Schritte unternommen werden können, um die psychische Gesundheit zu stärken. Dies kann die Eigenverantwortung für die eigene Gesundheit fördern und ist entscheidend für die langfristige Genesung.
4. Verbesserung der Lebensqualität
Die Psychoedukation zielt darauf ab, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Durch das Verständnis ihrer Erkrankung und den Umgang damit können sie ein erfüllteres und produktiveres Leben führen.
5. Unterstützung von Angehörigen Nicht nur Betroffene profitieren von der Psychoedukation, sondern auch ihre Angehörigen. Sie lernen, die Erkrankung besser zu verstehen, angemessen zu unterstützen und für sich selbst zu sorgen, um die Belastungen der Pflege zu bewältigen.
6. Prävention von Rückfällen
Die Psychoedukation hilft dabei, Rückfälle zu verhindern. Menschen, die verstehen, wie ihre Erkrankung funktioniert, sind besser darauf vorbereitet, auf frühe Warnzeichen zu achten und rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Fazit
Die Ziele der Psychoedukation sind breit gefächert und tragen dazu bei, das Verständnis für psychische Gesundheitsprobleme zu fördern, Stigmatisierung zu reduzieren, die Lebensqualität zu verbessern und Menschen zu befähigen, ihre psychische Gesundheit aktiv zu pflegen. Psychoedukation ist ein wertvolles Werkzeug in der mentalen Gesundheitsversorgung und bietet Hoffnung und Unterstützung für alle, die von psychischen Gesundheitsproblemen betroffen sind. Es ist daher essentiell, das Bewusstsein zu schärfen und die Psychoedukation als einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur psychischen Genesung anzuerkennen. Bereit mehr zu Erfahren? Entdecken Sie die interaktiven Psychoeduktionmodule bei Selphspace.
Quellen:
Bäuml, J., Lüscher, S., & Pitschel-Walz, G. (2015). Was ich nicht weiß, macht mich auch nicht „weise “…. Psychiatrische Praxis, 42(06), 293-295.
Kissling, W., & Pitschel-Walz, G. (2004). Psychoedukation: Wirksamkeit und praktische Durchführung. Psychiatrische Rehabilitation, 391-411.
Katschnig, H., Jaidhauser, K., Subasi, B., Zoghlami, A., & Serim, M. (1997). Quality of life in depression. European Psychiatry, 12(S2), 116s-116s.